In 12 Wochen zur 5er Basis
Eure Basis muss passen
Aus meiner Sicht legt eine klare Erziehung die Basis des Miteinanders von dir und deinem Hund. Für diese Vermittlung wirst du bei konsequenter Umsetzung nicht viel länger als drei Monate benötigen. Erst wenn diese Basis belastbar ist, lohnt es sich mit zum jeweiligen Ziel hinführenden Ausbildungs- oder Trainingsstrategien zu beginnen.
5 Forderungen
Was sollte in deiner Basis nun genau enthalten sein? Das ist nicht viel und bei genauer Betrachtung kommt es unseren menschlichen Grundzügen auch sehr nahe. Es ist dir also alles schon bestens bekannt, du trägst es schon fest in dir verwurzelt.
Hör mir zu
Dein Hund sollte immer ansprechbar sein. Nur ein Hund der dir zuhört wird es schaffen, deiner Wissensvermittlung zu folgen. Zu oft nehmen die Hunde diese Ansprache eben nicht an. Damit ist alles was danach in Richtung deines Hundes folgt nichtig. Nimmt der Hund deine Ansprache nicht an, kannst du nicht in die Beziehung mit ihm einsteigen.
In drei einfachen Schritten schaffst du es in der Regel in drei Tagen, dass dein Hund dir zuhört. Wie das geht, habe ich hier für dich in einer „Betriebsanleitung“ genau erklärt: www.hundetrainer-dd.de/hoerzu Schau doch einfach mal vorbei, melde dich an und lege los. Es ist wirklich ganz einfach. Bleibe da unbedingt am Ball, es lohnt sich.
Steh mit mir
Im nächsten Schritt sollte dein Hund gemeinsam mit dir stehen können. In allen Reizen, immer. Da ist es egal ob ihr angesprochen werdet oder ob andere Hunde um euch herum in der Bewegung sind. Dein Hund bleibt bei dir, Punkt. Da gehört dein Hund auch hin, zu dir. So kann er ganz nebenbei viele Alltagsreize gemeinsam mit dir erleben und fast schon selbständig verarbeiten.
Gemeinsam gehen
Nur wenn ihr das gemeinsame Stehen fest verankert habt, wird der nächste Schritt überhaupt erst möglich sein. Könnt ihr nicht zusammen stehen, dann könnt ihr auch nicht zusammen gehen. In dieser Begleitung sollte dein Hund immer in einer mentalen Verbindung zu dir stehen. Egal ob mit oder später ohne Leine, euere mentale Leine muss ein dickes, belastbares Tau werden, dass niemals abreist.
Alleine sein
Damit meine ich nicht das alleine sein zu Hause. Vielmehr geht es hier darum, dass du deinem Hund einen Platz zuweisen kannst, an dem er auf dich wartet. Darüber wird dein Hund auch ein großes Vertrauen in dich bekommen, da du ihn immer wieder abholst. Über diesen Weg der Distanz bekommst du meist den Rückruf von deinem Hund geschenkt oder hast es in der Vermittlung damit sehr, sehr einfach. Dein Hund hat diese Struktur schon verinnerlicht und die Wertigkeit der Nähe verstanden. Kannst du diese Distanz darstellen, kannst du auch viel Nähe zulassen, die dein Hund unbedingt benötigt für ein vertrauensvolles Miteinander. Sehr oft erlebe ich jedoch das Gegenteil, dass die Hunde in der Nähe übergriffig werden, auch den eigenen Menschen gegenüber, und keine vertrauensvolle Distanz dargestellt werden kann.
Mach doch auf deiner nächsten Hunderunde mal einen Test. Kannst du deinen Hund zu einem Platz bringen und ihn außer Sicht für 5 Minuten verlassen? Wenn das geht, wunderbar – so sollte es sein.
Ende ist Ende
Als fünfte Verhaltensweise ist es unabdingbar deinem Hund ein festes Abbruchsignal zu vermitteln. Hier gibt es zu viele Ungenauigkeiten, welche den Hund in schwere Konflikte führen. Das beginnt schon bei der Signalvermittlung. Ein buntes Potpourri wird über dem Hund ausgeschüttet: Nein, Aus, Lass das, Pfui, Ende, Hör auf usw. Dabei soll doch alles nur eine einzige Bedeutung haben: “Hör sofort auf mit dem was du gerade tust – sofort!” Hat der Hund etwas im Maul, lässt er es fallen, frisst er, soll er nicht mehr fressen, ist er in der Interaktion mit Artgenossen, soll er diese beenden. Je einfacher und genauer hier deine Vermittlung zu deinem Hund ist, umso schneller und klarer ist auch das Ergebnis.
Überprüfe einmal deine Signale. Wie viele verschiedene hast du für ein Abbruchsignal? Ich empfehle dir, dich auf ein Abbruchsignal zu beschränken. Das schafft schnell Klarheit für dich und für deinen Hund.
Der Mittelpunkt für deinen Hund bist du
Hast du diese 5 Schritte deinem Hund in den 12 Wochen vermittelt, wirst du staunen, wie einfach alle späteren Ausbildungs- und Trainingswege werden. Schon beim Welpen kannst du diese Basis legen und erst danach zielgerichtet in Junghundegruppen gehen, wo dieses Miteinander auch weiterhin im Mittelpunkt steht und gefördert werden muss. Eine Gewöhnung sowie ein respektvoller Umgang mit Artgenossen ist jetzt auch viel nachhaltiger vermittelbar als ein wildes Gehetze von Max und Moritz im Welpenauslauf, bei dem der sehr junge Hund sich selber Dinge lehrt, die du so überhaupt nicht gebrauchen kannst und die du später in mühevollen Umerziehungsmaßnahmen deinem Hund noch einmal neu erklären musst.
Doch auch beim älteren Hund, wenn die Situation etwas verfahren ist, der Hund dir aus der sicheren Führung entglitten ist oder sich die eine oder andere Verhaltensauffälligkeit manifestiert hat, sind diese fünf einfachen Schritte stets die Basis um wieder neu zueinander zu finden.
Authentische Einfachheit vor Konzeption und Philosophie
Wie machst du das nun genau und wie vermittelst du deinem Hund diese fünf Schritte? Es muss 100% zu dir passen. Du musst zum unverwechselbaren Original für deinen Hund werden. Daher kann ich dir auch keine „Verhaltensnachmachregeln“ an die Hand geben mit denen du zum Erfolg kommst. So wirst du im besten Fall zu einer schlechten Kopie oder dein Hund nimmt dich überhaupt nicht mehr ernst, weil er sehr schnell durchschaut, dass du nur eine Rolle spielst.
Was dich wirklich unterstützen wird ist das Verstehen der lerntheoretischen Grundlagen und das Sehen deines Hundes. Wer ist dein Hund? Was sind seine Motivprogramme, also seine Beweggründe etwas zu tun oder etwas zu lassen? Was sind deine Vorlieben, was macht dir Freude, wofür brennst du? Wofür brennt dein Hund und welche Stärken bringt ihr beide wechselseitig in dieses Miteinander ein?
Auf die Rennstrecke
Beziehung ist keine Einbahnstraße! Beziehung ist wechselseitige und vertrauensvolle Kommunikation auf Augenhöhe. Nur mit dieser festen Beziehung wirst du auch hohe Geschwindigkeiten mit deinem Hund gemeinsam meistern – fast wie bei einem Hochgeschwindigkeitsrennen auf der Rennstrecke.
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Viele Freude dabei und herzliche Grüße, Kai
„Führung braucht Vertrauen“