Leinenführigkeit – Die unendliche Geschichte
Das Ding mit der Leine, da geht’s lang…
Der Hund will nach links, der Mensch will nach rechts, der Hund will voran gehen, der Mensch aber auch. Es zieht und zerrt in alle Richtungen. Kommt dir das bekannt vor? Warum ist das so? Was kannst du dagegen tun? Welche Wege gibt es das zu ändern?
“Es muss mit Leichtigkeit gehen, denn Kraft darf keine Rolle spielen.”
Leinenführigkeit oder Fuß
Im Folgenden schreibe ich für dich etwas über verschiedene Weg zum gemeinsamen gehen, zur Leinenführigkeit. Ob dabei eine Leine am Hund befestigt ist oder nicht, ist später nicht mehr wesentlich. Es geht mir dabei jedoch nicht um das Kommando Fuß, welches klar beschrieben ist und zum Beispiel die Grundlage bildet für das Gehen in der Begleithundeprüfung.
Üben, üben, üben
Gerade dieses Üben, Versuchen (von verschiedenen Techniken) oder das Trainieren, wird wenig erfolgreich sein und dich scheitern lassen. Die Leinenführigkeit ist eine Einstellung, eine Definition des sozialen Miteinanders in der Bewegung. Entweder ihr geht gemeinsam oder jeder für sich in der Einsamkeit.
Hast du dazu deinen Weg definiert, der sich für dich gut anfühlt, den du authentisch deinem Hund vermitteln kannst und über den dich dein Hund versteht, dann muss es IMMER so sein. Ein ich mache das jetzt mal und danach geht es wieder anders, wird dein Hund nicht verstehen. Zeigst du über drei Tage immer gleiches Verhalten, hat dein Hund dich in der Regel schon verstanden und ist sich ganz sicher was du möchtest. Aber eben ohne Ausnahmen – mit mal kurz zum Auto, schnell durch das Treppenhaus – wo du dann kein gleiches Verhalten mehr zeigst – das geht nicht und entfernt dich Schritt für Schritt weiter vom gemeinsamen gehen.
Dein Kopf steht dir im Weg
Ich kenne diese Situationen nur zu genau: mein Hund muss doch laufen, er muss sich mal richtig auspowern, er muss doch schnüffeln und er muss doch mit anderen Hunden ausgelassen über die Wiese toben. Damit wir uns da nicht falsch verstehen. Ja, dass muss er dürfen! Doch nur du regelst wo, wann und wie. Weder du noch dein Hund wird davon Schaden nehmen, wenn du dein Ding an der Leine konsequent durchziehst – drei Tage sind machbar. Auch danach bist du der Moderator in euerer Welt und du verwaltest Raum und Zeit und gibst deinen Hund zum schnüffeln, laufen und toben frei.
Vergleiche es doch mal mit einem Kleinkind. Dem gibst du bestimmt auf dem Parkplatz auf der Autobahn keinen Ball und die Freigabe – geh mal schön spielen und tobe ruhig ganz ausgelassen über die A17. Niemals. Du bist für die Sicherheit des Kindes verantwortlich und du regelst wo, wann und wie gespielt wird. Und genauso ist es auch bei deinem Hund. Nur wird der Hund oft als etwas ganz anderes gesehen und du wirst zu oft auf die Andersartigkeit verwiesen, welche bei genauer Betrachtung, für dieses Miteinander nicht wesentlich ist.
Der Hund erhält zu schnell zu viel Raum und zu viele Kompetenzen. Mit beidem kann er noch nichts anfangen, wenn diese nicht eindeutig erklärt sind. Das siehst du sehr schön, wenn du schon mal einen Welpen bei dir aufgenommen hast. Dieser kleine Hund orientiert sich gern und freiwillig an dir. Da wo du bist ist dein Hund. Nur geht es im Laufe der Zeit verloren. Es entsteht öfter einen Gegeneinander als ein Miteinander. Das muss nicht sein!
Konzepte, Philosophien, Lerntheorien
Welcher Weg ist nun der Richtige? Das schon mal vorweg – es ist ganz einfach: jeder Weg wird funktionieren, wenn du die wichtigen Essenzpunkte dahinter verstanden hast, diese deinen Hund motivieren etwas zu tun oder etwas zu lassen und du konsequent darüber in der Wissensvermittlung zu deinem Hund bist. Ideen wie du das meistern kannst gibt es viele. Lies mal ruhig drei Bücher zu diesem Thema und du hast bestimmt schnell fünf bis sechs verschieden Konzepte auf deinem Tisch. Bei Fragen in Internetgruppen erhältst du dann noch weitere Tipps, verbunden oft mit einem: es geht nur so!
Allen Wegen gemeinsam ist eine Theorie dahinter die sehr einfach ist. In deiner Nähe soll es für den Hund angenehm sein und er soll sich gern in dieser Nähe aufhalten. Das ist perfekt und nur so muss das, aus meiner Sicht, auch unbedingt sein. Gemeinsamkeit muss schön sein, schön für euch beide, Mensch und Hund müssen sich wohlfühlen. Hast du deinen Hund für die Gemeinsamkeit oder für die Einsamkeit zu dir genommen? Alles klar? Genau, bitte vergiss das nie.
Stehen bleiben
Zieht dein Hund an der Leine wird dir empfohlen stehen zu bleiben, werde zum Baum. Der Königsweg. Das setzt voraus, dass du das im Alltag auch wirklich umsetzen kannst, was mitunter schwierig ist. Die Leine spannt sich, der Hund erfährt einen Zug am Halsband, er wird in seiner Bewegung eingeschränkt. Das alles muss ihm unangenehm sein und ihn dazu bewegen es nicht vermehren zu wollen. Kommt er jetzt auf die Idee zu dir zurück zu gehen, lockert sich die Leine und es geht weiter, was wiederum für deinen Hund angenehm sein muss und ihn motivieren sollte dieses Verhalten öfter zu zeigen, so dass das gemeinsame Gehen und die Ruhe in deiner Nähe angenehm ist und er das vermehren möchte.
Hast du einen ganz jungen Hund, der noch nie Zug auf dem Hals hatte ist das ein sehr guter Weg, wenn du ihn durchhalten kannst. Für Hunde die schon kräftig an der Leine ziehen und sich schon an diesen Zug gewöhnt haben hingegen, ist es nicht der richtig Ansatz, da fehlen wesentliche Komponenten.
Futter dazu
Dann gibt es die Möglichkeit deinen Hund mit Futter zu belohnen, wenn er in deiner Nähe ist. Dazu wird auch der Weg des Stehenbleibens, wie oben beschrieben, empfohlen. Hund zieht und der Raum wird begrenzt = unangenehm. Hund kommt zurück, Leine lockert sich, Futter kommt vom Mensch zum Hund = angenehm. Wenn diese genannten Punkte für genau deinen Hund wirklich angenehm oder unangenehm sind, wird er es schnell verstehen und bei dir sein.
Klapperdose, Wurfschelle, Wurfkette
Das Szenario ist ähnlich. Dein Hund zieht und es passiert etwas Unangenehmes, eine Störung. Eins der oben genannten Hilfsmittel wird in die Richtung des Hundes geworfen. Kommt der Hund jetzt auf die Idee zu dir zurückzukommen hört diese unangenehme Sache auf und es kehrt Ruhe ein und es geht weiter. Auch dazu wird oft die zusätzliche Belohnung mit Futter empfohlen.
Die Richtung ändern
Der Hund zieht und du sollst in die andere Richtung gehen. Ähnlicher Ansatz. Es gibt Zug auf der Leine, manchmal auch einen Ruck am Halsband oder Geschirr und der Weg nach vorne wird begrenzt. Dazu entfernt sich die Bezugsperson vom Hund. Diese Dinge sollten jetzt aus der Bewertung deines Hundes heraus so sein, dass er das vermindern möchte. Sich schnell zu dir anschließt, wo wieder Ruhe ist und es weitergeht. Auch hier wird oft empfohlen mit Futter oder herzlichem Lob (streicheln zum Beispiel an der Brust oder an einer Stelle wo es dein Hund liebt berührt zu werden) zu belohnen.
Nur mit Futter
Du sollst losgehen, dein Hund ist noch bei dir und du belohnst das sofort mit Futter. Er bleibt in einer Erwartungshaltung und du belohnst das ständig mit Futter, immer wenn er sich an dir orientiert. An dem Punkt wo er das nicht mehr tut und die Orientierung abbricht, gibt es kein Futter mehr. Ist er wieder da gibt es wieder Futter.
Mit Ball oder Zergel
Genau wie unter – nur mit Futter – beschrieben, gibt es auch die Idee, dass mit Ball oder Zergel zu tun. Ist der Hund bei dir belohnst du ihn über die Gabe des Balles oder über ein gemeinsames Spiel damit. Entfernt er sich wird nicht gespielt oder er erhält den Ball nicht.
Sechs Wege mit zahlreichen Varianten
Das waren mal die bekanntesten Ideen zum Thema laufen an der Leine. Daraus sind dann verschiedene, fast unzählige Ableitungen, wie zum Beispiel auch das Blockieren möglich. Bestimmt hast du schon von einigen gehört und einige selber mit deinem Hund ausprobiert. Warst du erfolgreich? Welcher Weg hat dir geholfen und warum? Schreib mir doch bitte dazu gern mal eine kurze Nachricht an: [email protected] Es interessiert mich sehr, welcher Weg dich zum Erfolg geführt hat.
Von 2014 bis 2015 habe ich erfolgreich das Projekt „Leinenführigkeit mit Erfolgsgarantie“ begleitet und auf diesem Weg viele Teams kennenlernen dürfen mit den unterschiedlichsten Ansätzen. Und genau so verschieden wie die Teams waren, waren auch später ihre Lösungswege die wir gemeinsam erarbeitet haben.
Grundregel ist das Verstehen der Motivprogramme
Was genau motiviert deinen Hund etwas zu tun oder etwas zu lassen? Was ist für deinen Hund angenehm und was unangenehm? Was will dein Hund vermehren und was will dein Hund vermindern? Wie siehst du deinen Hund? Als reine Reiz- Reaktionsmaschine oder als hochsoziales Lebewesen?
Das sind die grundsätzlichen Fragen die du beantworten können musst. Daraus wird sich euer Weg sehr zielgenau ableiten lassen. Was für Team A funktioniert und da erfolgreich ist, muss für dich und deinen Hund nicht der beste Weg sein, er kann unter Umständen sogar sehr kontraproduktiv sein und euch weiter auseinanderführen, als das er euch hilft das Miteinander zu vertiefen.
Fazit
Es gibt nicht den Weg, da es auch nicht den Mensch und den Hund gibt. Jeder bringt seine eigene Individualität mit sein. Du mit deinen eigenen Anlagen, musst deinen Hund mit wiederum seinen eigenen Anlagen sicher durch die Menschenwelt führen und schön wäre es, wenn ihr dadurch auffallt, dass ihr nicht auffallt und ihr so ganz harmonisch durch das Leben geht.
Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als das ihr als Team gemeinsam in Harmonie durchs Leben kommt. Dabei begleite ich dich sehr gern, zu vielen schönen, gemeinsamen Momenten – auch an der Leine.
Herzliche Grüße, Kai
„Führung braucht Vertrauen”