Helfer auf vier Pfoten

Assistenzhunde

Hunde bereichern unser Leben nicht nur als Familienmitglieder, sondern sie können auch eine enorme Unterstützung sein. Im Dienst von Zoll, Polizei oder in der Rettungshundearbeit stehen sie täglich ihrem Mann und auch im Bereich der Assistenzhunde sind sie eine enorme Hilfe.

Gemeinsam mit dem Hund helfen war auch meine Intention, als Santa damals bei mir einzog. Gemeinsam waren wir in einer Rettungshundestaffel tätig. Das verlangte sehr viel Training und unermüdlichen Einsatz. Was haben wir oft im Wald gelegen oder sind in alten Trümmern umhergeirrt.

Doch das ist wohl überhaupt nichts gegen die Arbeit eines Assistenzhundes, der wahrscheinlich 7 Tage die Woche und viele, viele Stunden am Tag seinen Job macht. Es begeistert mich immer wieder, wozu Hunde so in der Lage sind.

Luca Barrett hat mir dazu als Gastbeitrag einen sehr tollen Bericht geschrieben, der mal anreist, wie die Arbeit so beginnt…

“Das Telefon klingelt. Die wöchentliche Assistenzhundesprechstunde im Deutschen Assistenzhunde-Zentrum T.A.R.S.Q. beginnt: Eine junge Frau mit einem Welpen ruft an. Sie wird nächste Woche mit dem Neuzugang zum Eignungstest als PTBS-Assistenzhund kommen. Ein Diabetiker möchte wissen, ob sein eigener Labrador ausgebildet werden kann. Ich werde seinen Hund in der nächsten Woche testen und wenn er geeignet ist, kann er gleich mit der Ausbildung beginnen. Eine mittelalte Frau, die an posttraumatischer Belastungsstörung leidet, interessiert sich für einen fertig ausgebildeten PTBS-Assistenzhund. Lange berate ich sie, frage in welchen Situationen der Hund ihr helfen können sollte, erarbeite Aufgaben, die der Assistenzhund für sie lernen könnte und erkläre ihr, dass der Fonds der Bundesregierung die Kosten für den Assistenzhund vollständig an mich, die Assistenzhundetrainerin bezahlt. Der letzte Anruf dauert am längsten: Die Mutter eines 9-jährigen mit Autismus hat sich nach langen Überlegungen dazu entschieden für ihren Sohn einen Autismushund haben zu wollen. Sie berichtet, dass ihr Sohn dazu tendiert wegzulaufen, schnell überflutet ist und Meltdowns hat.

Zuerst muss ich herausfinden, ob ein Autismushund für den Sohn überhaupt in Frage kommt. Ich möchte wissen, wie sich ihr Sohn gegenüber Hunden verhält und ob sie den Wunsch hat einen Welpen in wöchentlichen Trainingstreffen mit mir in Selbstausbildung auszubilden oder ob sie einen fertig ausgebildeten Autismushund haben möchte. Das entscheidet letztendlich darüber, ob ihr Sohn überhaupt einen Autismushund bekommen kann. Glücklicherweise ist die Familie offen für jede Art der Ausbildung, wünscht hier Beratung und der Sohn mag Hunde sehr gerne, sagt die Mutter. Bevor ich jedoch fest zusagen kann, ob ich mit einem Autismushund helfen kann, müssen wir ein persönliches Treffen vereinbaren. Ich muss einschätzen können, wie der Junge sich gegenüber Hunden in der Realität verhält. Zum Treffen bringe ich zwei Welpen, die ich gerade in Ausbildung habe mit und mehrere erwachsene Hunde. Einzeln trifft die Familie auf jeden Vierbeiner. Deutlich zieht sich der Sohn bei den beiden Welpen zurück und weicht einer Interaktion aus. Als der erste erwachsene Hund den Raum betritt, blüht das Kind auf. Zögernd lässt er zu, dass der Golden Retriever ihn begrüßen darf. Dem Labradoodle traut er sich sogar ein Leckerli zu geben, nachdem seine Mutter es vorgemacht hat. Als der Großpudel in den Raum kommt und sich mit vornehmer Zurückhaltung nähert, strahlt er sogar.

Kai Hartmann Assistenzhund Dresden

Gerne teile ich der Familie mit, dass ich Ihnen mit einem Autismushund helfen kann. Zeitgleich informiere ich sie, dass es ein erwachsener Hund sein wird, der in die Familie einzieht und begründe dies. Das Treffen diente vor allem dazu, um herauszufinden, ob sich der Autist in der Nähe von Hunden wohlfühlt und ob er sich zu Welpen oder erwachsenen Hunden hingezogen fühlt. Wenn man mit autistischen Kindern arbeitet, ist dies eine Voraussetzung, bevor das Training beginnen kann. Einige Kinder mit Autismus lassen sich nicht gerne etwas von Autoritäten sagen und empfinden einen erwachsenen Hund automatisch als Autorität. Für sie ist ein Welpe ideal, um sich binden zu können. Anderen Kindern sind Welpen zu stürmisch, aufdringlich oder wild. Besonders Autisten kann dies schnell überfordern und dazu führen, dass sie den Welpen von Anfang an ablehnen. Selbst wenn die Eltern unbedingt einen Welpen möchten, ist es notwendig, dass sich der Assistenzhundetrainer in einer persönlichen Begegnung davon überzeugen kann, wie der Betroffene reagiert, wenn er auf Welpen und erwachsene Hunde trifft. Nur wenn sich die Vorlieben und Wünsche des Kindes mit den Plänen der Eltern tatsächlich decken, kann dem Kind wirklich geholfen werden.

Hinzu kommt bei Autismushunden, dass die Eltern keine schnellen Wunder erwarten dürfen. Hier ist der Assistenzhundetrainer in der Pflicht die Eltern realistisch aufzuklären. Eine irische Studie hat vor einigen Jahren ergeben, dass die meisten Kinder mit Autismushunden ein Jahr brauchen, bis sie sich an den Hund binden können. Deshalb ist gerade bei der Arbeit mit Autismushunden viel Geduld gefragt und die aktive Unterstützung der Eltern. In der Arbeit mit Kindern übernehmen die Eltern oft die meiste Arbeit mit dem Hund. Bei einem Autismushund arbeitet ein Elternteil immer zusammen mit dem Kind in einem Zweiergespann. Der Autismushund unterstützt die Eltern im Alltag ebenso wie den Autisten, durch Anzeigen des Weglaufens oder nächtliches Wecken.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Assistenzhunden hilft ein Autismushund nicht nur demjenigen mit Autismus, sondern der gesamten Familie.

Aber auch bei anderen Erkrankungen bleibt die Hauptarbeit mit dem Hund meist an den Eltern hängen. Dies ist vor allem in der Selbstausbildung der Fall, wenn der Welpe von Beginn an in die Familie zieht und die Familie dann wöchentlich zum Training mit dem Welpen kommt. Wie in einer normalen Hundeschule muss die Familie nach Anleitung des Assistenzhundetrainers in der Selbstausbildung die gesamte Ausbildung des Hundes übernehmen. Das kann hauptsächlich bei Warnhunden zu einem Problem werden. Für eine gute Warnfähigkeit muss der Hund ständig bei dem Betroffenen sein und der Betroffene muss aktiv eine sehr enge Bindung zum Hund aufbauen und fördern. Jüngere Kinder oder Teenager in der Pubertät nervt es gar nicht selten, wenn sie ständig von einem Hund begleitet werden. Wer möchte schon immer auf einen Hund Rücksicht nehmen müssen, wenn er sich mit Freunden treffen möchte?

Bei Kindern muss immer individuell besprochen werden, ob das Kind wirklich einen Assistenzhund möchte oder ob es vielleicht sinnvoller ist, noch einige Jahre zu warten, wenn das Kind selbst entscheiden kann.

Ein Assistenzhund kann auch für Kinder eine große Hilfe darstellen, kann aber, je nach Situation auch eine zusätzliche Belastung sein. Es ist die Aufgabe des Assistenzhundetrainers die Familie eingehend zu beraten und vorausschauend präventiv Probleme zu vermeiden.

Ob ein Assistenzhund für Kinder in Selbst- oder Fremdausbildung ausgebildet wird, hängt immer von verschiedenen Faktoren ab: von persönlichen Vorlieben, ob bereits ein Hund in der Familie lebt, der vielleicht geeignet ist, wie viel Training sich der Betroffene selbst zutraut und welche Aufgaben er übernehmen kann. Beides ist möglich und bringt eigene Herausforderungen mit sich.

Assistenzhundeausbildung Dresden Kai Hartmann

Als wir 2007 mit der Ausbildung von Assistenzhunden begannen, gab es in Deutschland keine Möglichkeiten der Selbstausbildung. Von Anfang an war unser Ziel jedem einen Assistenzhund ermöglichen zu können, der einen braucht. So wurden wir zu der größten Organisation für die Selbstausbildung von Assistenzhunden mit dem Ziel, dass ein Assistenzhund für jeden bezahlbar wird. Die Kunden zahlen von Stunde zu Stunde – wie in einer normalen Hundeschule.”

Erfahrene Assistenzhundetrainer in vielen Regionen Deutschlands finden Sie unter: www.assistenzhunde-zentrum.de

Fotos:
Deutsches Assistenzhunde-Zentrum T.A.R.S.Q. / Patricia Stroucken / PaSt-Fotografie

Seit einiger Zeit bin ich mit dem Deutschen Assistenzhunde-Zentrum in Kontakt und mal sehen, vielleicht schaffe ich es diese wunderbare Arbeit auch nach Sachsen zu holen und so neben der Unterstützung für den Familienhundehalter auch bald wieder in diesem Bereich tätig zu werden. Es würde mir viel Freude bereiten, gerade Kinder zu unterstützen. Ein Thema was mir sehr am Herzen liegt.

Herzliche Grüße Kai

“Führung braucht Vertrauen”