Den Anfang finden

Alles fließt ineinander

Das Miteinander mit deinem Hund ist wie dein Menschenleben selber. Alles hängt mit allem zusammen. Möchtest du deinen Hund angeschlossen und reizneutral durch die Welt führen, ist das Erkennen dieser Zusammenhänge sehr wichtig. Die Frage die sich daraus stellt ist: Wer führt und wer folgt?

Freiheit

Darf dein Hund sich überwiegend frei bewegen und viele Entscheidungen eigenverantwortlich treffen? Warum soll er sich dann in, aus deiner Sicht, besonderen Situationen an dir orientieren, sich dir unterordnen und seine ureigenen Bewertungen hinten anstellen? Bei vielen Hunden führt das oft zu großen Konflikten, die dann auch in Aggressionen müden können. Das muss nicht sein!

Freiheit oder Freizeit

Zwei Zustände die ähnlich klingen aber völlig verschiedene Inhalte besitzen. Freiheit ist, im Rahmen der Möglichkeiten überwiegend die eigenen Entscheidungen zu treffen. Freizeit bietet dies auch, jedoch in einem viel enger definierten Rahmen. So sollte es doch sein. Du bist der Verantwortliche für deinen Hund und nur du kannst entscheiden, was, wann und wo passiert. Schließlich bewegt ihr euch gemeinsam durch eine „Menschenwelt“ und wer kennt da die Regeln besser als du als Mensch.

Vorfahrt und Respekt

In diesem Zusammenhang ist es mir auch überaus wichtig zu erwähnen, dass aus meiner Sicht, alle Menschen ohne Hund Vorfahrt haben. Ganz besonders Ältere und Kinder. Dabei zeige ich ganz klare Führung und gebe meinem Gegenüber deutlich Raum. Bei Mehrhundehaltern steigt diese Verantwortung schnell mit der Anzahl der geführten Hunde, da hier auch immer gruppendynamische Prozesse zu beachten sind. Gerade bei Kindern muss der Hund eng am Mensch gebunden sein, reagieren sie doch oft unvorsehbar und instinktiv. Ein: „Das hat er doch noch nie gemacht“ darf da nicht passieren und dem Kind so unter Umständen ein bleibendes, unangenehmes Erlebnis vermitteln.

Der Anfang am Anfang

Doch zurück zum Anfang. Dieser Anfang beginnt ganz am Anfang. Das Verlassen der Wohnung, der Gang durch das Treppenhaus, der Schritt aus der Haustür, der Weg durch den Garten oder das Aussteigen aus dem Auto – da beginnt es schon. Ist es dir nicht möglich hier die Erregungszustände deines Hundes in ruhige Bahnen zu lenken, wirst du es auch nicht in anderen Situationen schaffen. Schon hier muss der Hund lernen sich an dir zu orientieren, damit er das hohe Maß an Alltag überhaupt mit dir gemeinsam meistern kann.

Aus dem Auto – nichts wie raus…

Zum Beispiel am Auto begrenze ich den Raum deutlich. Hier möchte ich, dass der Hund sich nach mir ausrichtet. Somit hat er einen festen Anker an dem er sich immer orientieren kann. Egal ob in New York, Rio, Tokio – ich bin da und als Vertrauensperson für meine Hunde einschätzbar. Daher ist es dann auch völlig egal wo wir aussteigen. Eine Orientierung an mir schafft sofort Sicherheit und sorgt für einen ruhigen angeschlossenen Hund.

Zu oft hechten die Hunde am Menschen vorbei und sehen ihn nur als ein störendes Element an. Dann kommen schnell die Erklärungen: „Das ist alles neu für ihn, hier waren wir noch nicht, da ist er immer ganz aufgeregt.“ Fakt ist: der Hund knallt sofort in eine hohe Erregungslage, die sich dann wieder und wieder bei jedem aussteigen aus dem Auto erfüllt. So werden schrittweise auch bekannte Stellen mit dieser hohen Erregungslage verbunden und eine Erwartungshaltung entsteht. Wird diese oft erfüllt versetzt es den Hund schnell in Stress, wenn das Auto nur anhält und du aussteigst.

Nimm dir Zeit

Es ist sehr wertvoll diesen Anfang in Ruhe und mit einem Hund der sich an dir orientiert zu beginnen. Nimm dir dafür unbedingt die Zeit die ihr beide benötigt. Zeigst du hier immer gleiches Verhalten, wird dein Hund dies dankbar annehmen. Euer weiterer Ausflug wird danach auch viel entspannter laufen. Schon hier nimmst du deinem Hund viel Stress von seinen Schultern und befreist ihn von einer großen Last.

„Dem Anfang wohnt ein Zauber inne.“

Starte dazu mal einen Selbstversuch. Plane dir unbedingt genug Zeit dafür ein. Erst wenn diese Situation zu deiner vollsten Zufriedenheit besprochen ist, startet ihr eueren gemeinsamen Ausflug. Bei der Rückkehr verfährst du genauso. Alles Schöne beginnt in Ruhe und endet in der Ruhe.

Ruhezone – Komfortzone

Es ist auch möglich das Ritual der Ruhe, welches du schon über die Komfortzone deinem Hund vermittelt hast, jetzt mit raus in die Welt zu nehmen. Ins Restaurant, zum Besuch bei der Familie im Garten oder auch zum Aus- und Einsteigen am Auto. Die ersten Schritte dazu findest du hier: Wie du deinem Hund eine Komfortzone schaffst.

Diese Zone wird der Hund später gern selbständig aufsuchen oder du kannst ihn auch zielgerichtet dahin schicken. Das könnte dann so aussehen: Die Komfortzone am Auto.

Fazit

In der Ruhe liegt die Kraft – gerade zum Start in gemeinsame Aktivitäten. Nur ein ruhiger angeschossener Hund, der im Geiste bei dir ist und nicht nur körperlich wie eine Marionette funktioniert, wird dich als Vertrauensperson zu schätzen wissen. Wer folgt und wer führt? Ich bin mir sicher, diese Frage ist dann schnell beantwortet.

Herzliche Grüße, Kai

„Führung braucht Vertrauen“