Die 4 Wichtigkeiten in der Hundeerziehung – Teil 3 Kontakt
Ein Bund fürs Leben
Für den Aufbau einer intensiven Bindung ist Körperkontakt mit dem Hund besonders wichtig. Die Nähe in der ersten Zeit entscheidet mit darüber, wie sicher und aufgeschlossen der Hund in seinem späteren Leben sein wird.
Es gibt eine große Vielfalt von Kontaktmöglichkeiten, sei es im Spiel, bei der Körperpflege oder auch beim Bestehen von schwierigen Situationen, in denen ich meinem Hund meinen Körper als Sicherheitsanker anbieten kann – zum Beispiel auf einem Wackelbrett. Mir ist wichtig, dass der Mensch es lernt seinem Hund genau den Kontakt anzubieten, der zur Bindung beiträgt. Bindung ist freiwillig und nur der Hund entscheidet, was und ob es bei ihm ankommt.
Willst du was gelten, mach dich selten
Zu oft wird mit der wertvollen Möglichkeit des Körperkontaktes zu inflationär umgegangen. Manchmal auch noch gegen den Willen des Hundes. Da werden Hunde als Partner- oder Kinderersatz gesehen und im wahrsten Sinnes des Wortes fast zu Tode gekuschelt. Diese, unsere menschlichen Streicheleinheiten, gibt es so unter Hunden aber nicht. Vielmehr ist es bei ihnen das Kontaktliegen, ein Anstupsen oder ein zartes Beknabbern bei der Körperpflege.
Wird der Hund mit unserer menschlichen Art der Zuneigung in unseren vier Wänden überschüttet, zeigt er draußen oft schon fast Fluchttendenzen und es schiebt ihn weg von seinem Menschen. Alles andere ist interessanter und jeder Außenreiz wird dankend angenommen. Der Mensch hat seine Wertigkeit leider verschenkt!
Die Macht unseres Herzens
Dabei ist das Herz, unsere innere Zuneigung zum Hund, und darüber dann auch der Körperkontakt eines der wertvollsten Instrumente in der Hundeerziehung. Richtig eingesetzt hilft es dem Hund enorm die richtigen Wege zu finden. So lässt sich schon der kleine Hund ganz herzlich lenken und leiten und bekommt nicht nur vermittelt, dass sein Name eigentlich NEIN, AUS oder LASS DAS ist. Wird er doch am Anfang in unser menschliches Regelwerk eingeführt und hat zu lernen was erwünscht und was unerwünscht ist. Da ist es nötig einen Ausgleich zu schaffen, damit die Waage im Gleichgewicht bleibt. Dazu habe ich mich als Mensch und mein größtes Lob dem Hund gegenüber ja immer dabei und griffbereit. Ganz einfach eigentlich, oder?
Was, Wann, Wo – wer hat es im Griff?
Mit gemeinsamen ruhigen Körperkontakten bringen wir dem Hund unsere Zuneigung zum Ausdruck. Richtig eingesetzt, werden sie dem Hund immer den Weg hin zu seinem Menschen vermitteln. Kuscheln und Streicheln sind jedoch noch weitaus mehr als das Zeigen von Zuneigung – es sind wertvolle Instrumente im Miteinander. Warum? Zu oft laufen Hunde ihren Menschen an, um sich eine kräftige Portion Kontakt abzuholen. Einfach so. Von sich aus. Dabei regeln sie ganz selbstverständlich und egoistisch die drei großen W in ihrem Sinne:
Was? Bitte beachte mich. Kontaktaufforderung.
Wann? Bitte jetzt sofort.
Wo? Bitte hier genau an dieser Stelle, an der ich jetzt vor dir stehe.
Deshalb sollten wir unbedingt ein sehr wachsames Auge auf die drei großen W haben. Haben wir dies nicht und sind nicht in der Lage, der Versuchung auch einmal zu widerstehen, kann vom Hund sehr schnell ein Kreislauf in Gang gesetzt werden, der hochmanipulativ ist und einer Gemeinsamkeit später eher im Wege stehen wird. Es sei denn, wir nutzen den großen Wunsch des Hundes nach Nähe geschickt aus und machen uns dies für ein so elementares Ding wie den Rückruf zu Nutze. Dann greift das operante Lernen in seiner schönsten Form.
Vermischungen
In der Lernphase beim jungen Hund oder auch in Zeiten der Neuorientierung bei älteren Hunden finde ich es persönlich äußerst wichtig, die klare Führung und die Zeiten des ruhigen Kontaktes, wie zum Beispiel beim abendlichen Kontaktliegen, nicht zu vermischen. Das führt zu Konflikten und verunsichert den Hund nur. Für mich hat es sich am besten bewährt, dass ich führe wenn ich aufrecht stehe und wenn ich Zuneigung zeigen möchte, ich mich auf die Höhe meines Hundes begebe. So kann ich ihm auch in diesem Bereich ein ganz klares Bild vermitteln. Es gibt immer die Möglichkeit, unterwegs eine Pause zu machen, sich mit dem Hund in Gras zu setzen oder gemeinsam auf einem großen Stein zu hocken.
Bewegung – Disziplin – Zuneigung
Eine klare Gliederung des Tagesablaufes des Hundes ist für mich sehr wichtig. Ich handhabe das jetzt schon eine ganze Weile so und habe nur positive Erfahrungen damit gemacht:
„Bewegung, Disziplin und Zuneigung: die Reihenfolge muss konsequent eingehalten werden.“ (Zitat: Hans Schlegel 2009)
Das bedeutet in der Praxis: der Tag beginnt mit einem ruhigen Spaziergang, einem Lauf oder einer Begleitung am Rad. Danach folgt eine Ruhezeit. Die nächste Aktivität beinhaltet dann Elemente aus dem Bereich Disziplin und hier schlage ich schon eine leichte Brücke zum Teil 4 Ressourcen. Als Tagesabschluss folgt am Ende die Zuneigung mit Kontaktliegen und ruhiger (manchmal auch etwas ausgelassener) Beschäftigung mit dem Hund ohne weitere Hilfsmittel.
Selbstkontrolle
Beobachten Sie doch die nächste Woche mal genauer, wie oft sie ihr Hund in der Wohnung direkt anläuft. Wie genau und wie oft reagieren Sie darauf? Welche Privilegien genießt Ihr Hund im Haus und warum? Dazu notieren Sie sich diese Verhaltensweisen auch parallel draußen. Was passiert da? Gibt es Unterschiede?
Ihnen wünsche ich eine aufmerksame Woche und ich bin schon gespannt was Sie herausfinden und berichten werden.
Bis nächste Woche…
Kai Hartmann
PS: Es folgt Teil 4 zum Thema Ressourcen. Wer dazu gern eine Information wünscht und auch später monatliche Ideen zum Leben mit Hund erhalten möchte, kann sich hier direkt dazu anmelden: Anmeldung.